Vielfalt und Sport

© EDA/KHU/Foto Markus Kuhn

Die EuroGames der LGBTIQ+-Community 2023 in Bern sind gerade erst Ende Juli zu Ende gegangen, schon beginnt der Countdown für die europäischen Sportmeisterschaften im kommenden Jahr in Wien: Vergangene Woche lud die Schweizer Botschafterin Salome Meyer zu einem „Flaggenübergabe-Empfang“ in ihre Residenz in einem Seitentrakt des Palais Schwarzenberg, das Team der EuroGames 2024 freute sich über eine launig-interessante Rede von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler und über zahlreiche Gäste aus der heimischen LGBTIQ+-Community sowie von Unternehmen, die möglicherweise Interesse am Sponsoring dieses größten LGBTIQ+-Sportereignisses in Europa haben.

Botschafterin Salome Meyer betonte, dass „die Schweiz mit ihrem föderalistischen Prinzip auch Gemeinsamkeit und Normalität in der Vielfalt feiert“ und freute sich, diesen Empfang in „einem kleinen Stückchen Schweiz inmitten der österreichischen Bundeshauptstadt Wien“ ausrichten zu können. Für sie „verkörpern EuroGames Zugehörigkeit. Sie sind ein Ort, bei dem Menschen zusammenkommen und gemeinsam Sport treiben, egal, wer sie sind und wen sie lieben.“

„Man ist versucht zu fragen: Wo, wenn nicht hier?“ begann Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler seine Rede. Jetzt sei die Regenbogen-Hauptstadt Mitteleuropas endlich an der Reihe und werde nun ein Sportfest der Superlative feiern. Ein Fest des Breitensports, aber auch ein Fest der Diversität: „Embrace Diversity lautet ja das Motto – und dieses Motto wird sicherlich zum Programm.“

„Wenn es um die Akzeptanz von LGTBIQ+-Personen im Sport geht, gibt es, so ehrlich müssen wir sein, noch immer viel zu tun. Diskriminierung findet immer noch statt. Und so lange sie stattfindet, braucht es starke Zeichen für Akzeptanz, Toleranz und Respekt. Dieses starke Zeichen wollen wir Tag für Tag, aber speziell im Juli 2024 senden. Überall hin, wo Menschenrechte unter Druck sind, wo Minderheiten unterdrückt werden, wo Menschen wegen ihrer politischen, religiösen, sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität benachteiligt, angefeindet, verfolgt werden“, so der Vizekanzler. Und er bedankte sich bei den Aktivist*innen: „Die klare Entscheidung zugunsten Wiens war und ist euer Erfolg.“

Die Wiener Gemeinderätin Yvonne Rychly überbrachte Grüße von Sport-Stadtrat Peter Hacker und war genau wie Vizekanzler Kogler darüber erfreut, dass es für die Wiener EuroGames eine gute Zusammenarbeit zwischen Stadt Wien und dem Bund gebe. Sie betonte: „Wien ist eine Sport-Hauptstadt – die derzeit laufende Beachvolleyball-Europameisterschaft auf der Donauinsel und die Basketball-EM sind gute Beispiele dafür.“ Die EuroGames, so Rychly, seien also ein weiteres, aber zugleich besonderes Sport-Großereignis in Wien, auf das sie sich schon sehr freue.

Bianca Gebhart, zuständig für die Sportveranstaltungen im EuroGames-Team, betonte, dass 35 Sportarten in Planung seien und rund 3.000 LGBTIQ+ Sportler:innen in Wien erwartet würden. Die beeindruckende Sportpalette ist nur dank der Zusammenarbeit des EuroGames-Organisationsteams mit zahlreichen Sportverbänden, -vereinen und -gruppen möglich. Gebhart wies noch auf einen wichtigen Aspekt hin: „Es wird auch Sportarten vorrangig für Frauen, Trans-, Inter- und nicht-binäre (TIN-)Personen geben, wie zum Beispiel Roller Derby, Athletic Sport und Martial Arts. Mehrere Sportarten werden ohne Geschlechterspezifizierung über die Bühne gehen, nämlich Bowling, Bridge, Darts, Minigolf, Petanque, Roundnet und Tischfußball. Auch mit eigenen Events wollen besonders mehr Frauen sowie TIN-Personen anziehen“. Sport in unserer Gesellschaft sei oft männlich dominiert, so Gebhart, und das trifft bis zu einem gewissen Grad auch auf die bisherigen EuroGames zu. „Die Spiele in Wien wollen auch in dieser Hinsicht ein neues Kapitel aufschlagen.“

Ulrike Lunacek, zuständig im EuroGames-Team für die LGBTIQ-Menschenrechtskonferenz, die am 17. Juli 2024 unter Federführung des Sportministeriums noch vor der für den Abend desselben Tages geplanten Eröffnung der Spiele stattfinden wird, betonte: „Für uns ist es besonders wichtig, in unsere östlichen und südöstlichen Nachbarstaaten hineinzuwirken und Athlet:innen und deren Freund:innen aus diesen Ländern für die Spiele zu gewinnen. Denn in einigen ist es für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter- und nicht-binäre Menschen immer noch angstbesetzt, in einem Sportverein mitzumachen oder am Arbeitsplatz offen mit ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität umzugehen. Da wollen wir ein Signal senden, dass es nämlich ‘normal ist, anders zu sein’ – und dass queere Menschen genauso sportbegeistert sein können wie heterosexuelle.“

EuroGames-Spirit in Wien

Gerhard Marchl, Initiator der Wiener EuroGames, freute sich, dass es mit den EuroGames 2024 endlich gelingen wird, den besonderen Spirit dieses Ereignisses nach Wien zu holen: Sportbegeisterung tausender Teilnehmer:innen, die für Diversität stehen und sie leben und zugleich Fair-play verpflichtet sind. Marchl zeigte sich weiters erfreut, „dass zahlreiche Unternehmen anwesend waren und ihr Interesse bekundeten, die Spiele finanziell oder mit Sachspenden zu unterstützen, und damit sowohl nach innen wie außen ein Zeichen für mehr Respekt und Akzeptanz zu setzen.“ Ziel der EuroGames2024 in Wien sei aber auch, dass sich möglichst viele Menschen, die in Wien leben, von der Begeisterung für diese Spiele anstecken lassen, sei es als Teilnehmer:innen oder als Volunteers. EuroGames

 

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