Die Wohnanlage Alt-Erlaa in Liesing hat den sozialen Wohnbau in Wien nachhaltig geprägt. Errichtet wurden die markanten Türme von 1973 bis 1985. Das Konzept des Architekten Harry Glück (1925 – 2016) punktet bis heute bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wohnparks. Davon konnte sich das Access Guide Magazin Redaktionsteam vor Ort überzeugen.
Was sich Harry Glück als Ziel für den Wohnpark Alterlaa setzte, war die Idee “größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl zu schaffen”. Anlässlich seines 90. Geburtstages meinte Glück im Februar 2015 in einem Interview für die Tageszeitung „Der Standard“: „Die Grundsätze der Reichen sind einfach: Licht, Luft, Sonne, Nähe zu Natur, Nähe zu Wasser, Mobilität und Möglichkeiten zur Kommunikation. (…) Wenn man sich aber umschaut, wird man merken, dass meist nicht einmal diese einfachen Faktoren positiv erfüllt werden.“ Glück ging davon aus, dass dieser Luxus nur zu erreichen sei, wenn er für möglichst viele Menschen konsumierbar sei: „Sonst ist er flächen- und ressourcentechnisch nicht realisierbar.“ Dem “Doyen des sozialen Wohnbaus” ist im Wohnpark Alterlaa ein Park gewidmet.
1973 erfolgte der Spatenstich für den ersten der drei Blöcke in Alt-Erlaa. Auf einem Gesamtareal von 210.000 Quadratmetern beherbergt die Anlage mit mehr als 3.100 Wohnungen rund 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Im Sinne der Glückschen Wohnphilosophie stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse hier im Mittelpunkt: Schulen und Ärzte findet man ebenso wie einen Kaufpark und großzügige Freizeitanlagen. Anna S. ist eine Bewohnerin der ersten Stunde: “Ich lebe sehr gerne hier”, sagt die Pensionistin. “Wir haben hier alles, was wir brauchen ohne weit gehen zu müssen. Hier sind meine Kinder aufgewachsen. Die Anlage hat mehrere Spielplätze und Schwimm- und Hallenbäder. Schön sind auch die Terrassen und Balkone. Dort zieh ich mein eigenes Gemüse.” Renate H., Frau Annas Tochter lebt ebenfalls im Wohnpark: “Als ich geheiratet habe, bin ich zwar kurzfristig ausgezogen, aber als die Kinder auf der Welt waren sind wir wieder zurück gekommen. Die beiden werden wie ich, hier in den Kindergarten und die Schule gehen”, sagt die junge Frau.
Im Wohnpark Alterlaa gibt es auch zahlreiche Gemeinschaftsräume, die von unterschiedlichsten Neigungsgruppen genutzt werden. “Im Fotoclub treffen wir uns regelmäßig, da werden Urlaubsbilder gezeigt oder einfach nur getratscht”, erzählt Heinz R. Er ist ebenfalls Erstmieter und dadurch mit besonderen Privilegien ausgestattet. “Wir dürfen unsere Wohnungen zum Beispiel direkt weitergeben”, sagt der Unternehmensberater. Ans Ausziehen denkt er freilich nicht: “Ich fühle mich hier rundum wohl”. Was er unter anderem schätzt ist die gute Nachbarschaft. Das bestätigt auch Nenad A. Die beiden treffen sich regelmäßig auf einen Kaffee im Einkaufszentrum. Als Kommunikationsmittel gibt es im Wohnpark Alterlaa nicht nur den Flurfunk, sondern auch eine eigene Zeitschrift und einen TV-Sender. Alterlaa ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So widmete die deutsche Wochenzeitung “Die Zeit” dem Wohnprojekt erst im Vorjahr einen Artikel. Das Resümee lautet ähnlich, wie das der Access Guide Magazin Redaktion. Nirgend wo sonst in Wien ist die Wohnzufriedenheit so hoch wie im Wohnpark Alterlaa”.